Galerie

Der Garten einst & heute 


Gut Barendorf bei Lüneburg, entstanden in der Mitte des 19. Jahrhunderts, galt vor allem in den 1920er Jahren als Kulisse für die aus Moskau zurückgekehrte Bankiersfamilie Bockelmann

1850-1918

1850 war es Conrad von Dassel, der Sohn des letzten Lüneburger Sülfmeisters, der aus drei Höfen an gleicher Stelle das Gut Barendorf begründete und einen Großteil vorhandener Gebäude entfernen ließ. 
Nur das sogenannte Inspektorenhaus von 1784, auf dem Gelände des Wirtschaftshofes, blieb bis Ende 2022 erhalten und war bis dahin das älteste Gebäude im Ort.

Von Dassel ließ ebenso einen bescheidenen Park anlegen und errichtete ein schlichtes eingeschossiges Gutshaus. 
Schon 1889 verkaufte sein Sohn das Gut an Rittmeister Otto Kommallein.
1911 erwirbt dann der Hamburger Südamerika-Kaufmann Julius Juister das Gut und lässt das noch heute vorhandene Herrenhaus errichten. Erzählungen nach soll der von Dasselsche Bau noch im Kern des Neubaus erhalten sein.

Es folgten noch weitere Besitzerwechsel.

1919-1945

Heinrich Bockelmann kaufte 1918 Gut Barendorf.

1919 beauftragte er die renommierten Hamburger Gartengestalter Schnackenberg & Siebold mit der Überplanung des Parks. Sie schufen östlich vom Gutshaus und vom Wirtschaftshof eine völlige Neuordnung im Sinne der Reformgartenarchitektur. Angelegt wurde ein großer Badeteich, ein Umkleide- und Badehaus, ein Laubengang aus Linden und weite Blumengärten sowie Wege und Treppen.
Zu Umbauten im Herrenhaus beauftragten Bockelmanns die ebenfalls aus Hamburg stammenden Architekten Jacob & Ameis, welche sich durch den Neubau zahlreicher Villen in den Hamburger Elbvororten und den Alsterdörfern einen Namen gemacht hatten.
Abschluss aller Bautätigkeit war 1921 die Errichtung des Gästehauses am Rande des Parks, die Anlage eines Tennisplatzes und der Bau des Torhauses am Gutshaus.

Unweit von Barendorf, in Wendisch Evern, wurde am 04. Mai 1945 die Teilkapitulation Nordwestdeutschlands durch Hans-Georg v. Friedeburg im Beisein von Bernard Montgomery unterzeichnet und Familie Bockelmann musste innerhalb von Stunden das Guts- und Gästehaus für Teile des Oberkommandos der Alliierten räumen.

ab 1945

Um 1956 wurde dann der Park getrennt und das Herrenhaus an den Trägerverein des heutigen Bildungs- und Tagungszentrums Ostheide (BTO) vermietet.
Die Wegeführungen im Park veränderten sich und der große Eichenplatz am Fuße der Sommerterrasse des Gutshauses verlor seine Bedeutung.
Schon 1952 kam es zu Umbauten im Gästehaus. Planung und Umsetzung leitete der Hamburger Architekt Cäsar Pinnau.
2007 wurde der Park sowie die Villa durch die Familie aufgegeben und verkauft.
Ab 2016 stand das Anwesen wieder zum Verkauf. 

2017, nach der Übernahme durch den heutigen Eigentümer, ist der Garten sowie die Villa unter Denkmalschutz gestellt worden. Die Villa wurde saniert und erste Planungen zur Rekonstruktion des Reformgartens entstanden.
2018 ist u.a. durch die Unterstützung des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege sowie durch die VGH-Stiftung ein umfangreicher Pflege- und Entwicklungsplan entwickelt worden.
2019 - 100 Jahre Gutspark. 
Am ersten September-Wochenende war der Garten im Rahmen des Tag des offenen Denkmals geöffnet. Zu sehen war u.a. eine Ausstellung des aus Kärnten stammenden Künstlers Manfred Bockelmann.

Familie Bockelmann und Barendorf

Heinrich und Anna Bockelmann erwarben 1918 Gut Barendorf.

Heinrich Bockelmann verließ 1924 Barendorf und lebte zeitweilig in Berlin. Kurz vor der Weltwirtschaftskrise 1929 verkaufte er seine Berliner Privatbank. 1931 erwarb er einen weiteren landwirtschaftlichen Betrieb, Schlossgut Ottmanach, unweit des Wörthersees in Kärnten, lebte fortan aber in Meran und überließ die Verwaltung der Güter seinen Söhnen Gert und Rudolf.
Anna hingegen blieb bis zu ihrem Tod 1968 in Barendorf.

Sohn Gert leitete den Betrieb in Barendorf.
Eindrucksvoll schildert seine erste Frau Maria das Leben auf dem Gut und im Herrenhaus in ihrem Buch Mein eigener Weg.
Im Frühjahr 1945 versammelte sich dann ein Großteil der Familie in Barendorf, um das Ende des Krieges abzuwarten. Auch aus Ottmanach brachte Sohn Rudolf Bockelmann seine Familie hier her. 
Heinrich Bockelmann verstarb im Februar 1945 in Meran.
Sohn Rudolf Bockelmann bewirtschaftete den Betrieb in Kärnten. Die Söhne Erwin und Johann wurden Mineralölindustrielle und Sohn Werner, nach 1945 erster Stadtdirektor von Lüneburg, wurde später Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main.


Barendorf, der Gutsbetrieb und Familie Bockelmann waren mittlerweile untrennbar. 
Der Ort wuchs stetig, neue Baufelder konnten erschlossen werden und die Familie spendete Flächen für den Friedhof und für die neue Dorfkirche.
Bis zu seinem Tod 1975 prägte vor allem Gert Bockelmann den Ort als Bürgermeister, sowie durch seine ehrenamtliche Tätigkeit u.a. im Kreistag. Ebenso leitete er, unter den umständen des mageren Bodens, erfolgreich den Gutsbetrieb.
Nach Gerts Tod wurde dann das Herrenhaus an die BTO verkauft.

Auch ein für Barendorf eher ungewöhnliches Leben im Park und in der Villa zählen zu den Geschichten und zur Vergangenheit; große Feste, Tennisturniere und Jagden. Wenn die Familie einlud, kamen Persönlichkeiten aus regierenden Adelshäusern, Politiker und Industrielle in das beschauliche Heidedorf.



 


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